Ein Doggerland am Meeresgrund: Britische Wissenschaftler erforschen versunkene Landbrücke zwischen Deutschland und Großbritannien

04.09.2015 12:16

Vor 10.000 Jahren hätten wir von Deutschland nach England laufen können: Auf der Suche nach Nahrung, immer dem Wild hinterher, bis zu jenen abgelegenen Regionen im Nordwesten Europas, die lange Zeit von Schnee und Eis bedeckt waren.

Das Land, das Deutschland, Holland und Dänemark damals mit Großbritannien verband, wird heute Doggerland genannt.

© Juschki

 

Vor ca. 7.500 Jahren wurde es von dem steigenden Meeresspiegel und einem Tsunami verschlungen. Bis heute weiß niemand, welche Überreste vergangener Zeiten sich in den Tiefen der Nordsee verbergen. Hin und wieder ziehen Fischer Mammutzähne, Jahrtausende alte Werkzeuge oder menschliche Knochen unserer steinzeitlichen Vorfahren aus dem Meer, doch lange warfen sie diese Fänge einfach wieder zurück ins Wasser. Zum Ende des letzten Jahrhunderts aber begannen sich Paläontologen und Archäologen für die unerwünschten Funde zu interessieren.  Erst waren es Hobby-Forscher, wie der Niederländer Dick Mol in den 1980er Jahren, dann die Universitäten. In Birmingham wurde erst vor wenigen Jahren eine Fläche von 50.000 Quadratkilometern digital rekonstruiert. Nun soll diese Arbeit ausgeweitet werden: Die Universität von Bradford erhielt soeben den Zuschlag für einen Forschungsauftrag, mit dem das Doggerland, dessen Nutzung und Besiedlung in der Steinzeit noch tiefergehend erforscht werden sollen. Die Wissenschaftler werden seismische Karten erstellen, DNA Proben von im Meer begrabenen Lebewesen und Pflanzen auswerten und mit Computer-animierten Programmen die Entwicklungen von 5000 Jahren nachvollziehen.

“Dieses Projekt ist nicht nur aufregend, weil es uns neue Informationen über das Doggerland selbst liefern wird,“ sagt Projektleiter Prof. Gaffney, „sondern weil es uns einen völlig neuen Ansatz zur Erforschung von ehemals besiedelten Ländern vermitteln wird, die nun unter den Meeren begraben liegen.“