Wer war eigentlich… Sir Robert Walpole?

16.11.2017 10:43

Kerstin Dopatka

Sir Robert Walpole ging als der erste Premier Minister des Vereinigten Königreichs in die britische Geschichte ein. Eine Rolle, die er – mit Unterbrechung – über 20 Jahre innehielt. Damit war er nicht nur der erste, sondern auch der am längsten amtierende Premier in der Geschichte des Landes.

Robert Walpole wurde am 26. August 1676 in Norfolk im Osten Englands als eines von 19 Kindern geboren. Schon früh wurde er Mitglied der Whigs – eine Partei die sich stark für die Rechte des Parlaments und gegen die absolute Macht der Könige einsetzte. Eines der größten Talente des strategisch klugen Mannes war es dabei, zwischen den beiden konkurrierenden Parteien - den Whigs und den Tories - zu vermitteln. Gekoppelt mit seinen Freundschaften mit den regierenden Königen und ihren Gemahlinnen, festigte er seine Rolle und führte das Land durch eine relativ friedliche – wenn auch korrupte – Zeit des 18. Jahrhunderts.

    Als der Hannoveraner Kurfürst Georg Ludwig 1714 als George I. den britischen Thron bestieg, gewann Walpole innerhalb kürzester Zeit das Vertrauen des deutschen Monarchen und wurde dafür von George zu einem der leitenden Minister seines Kabinetts gemacht (die Rolle des Premier Ministers gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht). Später befreundete sich der Politiker mit Prinzessin Caroline, der Schwiegertochter des Königs, und wurde bald auch zu einem ihrer engsten Vertrauten. Nun aber begann der eigentliche Spagat: Sowohl Caroline als auch ihr Mann standen auf Kriegsfuß mit dem König. Ein Konflikt, der immer wieder zu eskalieren drohte und die Familie auf böseste Weise entzweite. Doch als die Situation schon völlig verloren schien, kam die Rettung in Gestalt des Diplomaten Walpole: Mit strategischem Geschick und Feingefühl führte er einen Waffenstillstand zwischen den beiden Seiten herbei und nach einer langen Zeit des eisigen Schweigens wurde der Kontakt wieder neu aufgenommen.

    Ungefähr zeitgleich mit diesen Entwicklungen fiel erstmals der Begriff des Premier Ministers (also „erster Minister“) und Walpole übernahm die noch immer inoffizielle Rolle als Vorsitzender der Regierung. Einen politischen Schwerpunkt setzte er dabei auf den wirtschaftlichen Aufbau des Landes. Großbritannien sollte die reichste Nation der Welt werden. Um dies zu erreichen schaffte Walpole Steuern auf ausländische Produkte ab und half damit den britischen Händlern in den britischen Kolonien. Gleichzeitig setzte er auf eine starke Politik des Friedens, denn Kriege waren teuer und Kriegsausgaben hätten sich negativ auf den Haushalt des Landes ausgewirkt. Seine Strategien fruchteten und die britische Wirtschaft blühte wie keine zweite, so dass viele Menschen die immer wieder gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe der Korruption gerne „übersahen“.

    Als König George I. 1727 starb fürchtete Walpole um sein Amt. Doch obwohl George II. Walpole sehr skeptisch gegenüberstand überzeugte seine Frau Caroline ihn, Walpole in seiner Rolle zu bestätigen. 1730 wurde er offiziell zum First Minister ernannt und einige Jahre später zog er – als erster Premier - in das noch heute bekannte und vom britischen Premier Minister bewohnte Haus an der No. 10 Downing Street ein, wo er bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahre 1742 wohnte.