Flora MacDonald - zwischen Rebellentum und Königstreue – zwischen Schottland und Amerika

03.02.2017 11:12

Ein Leben in den Wirren des 18. Jahrhunderts

von Kerstin Dopatka

Im 18. Jahrhundert mussten die Hannoveraner Könige sich auf dem britischen Thron behaupten. Gegner ihrer Herrschaft befanden sich vor allem in Schottland. Es waren die Jacobites, Anhänger der Stuart-Linie, die den aus Deutschland kommenden Georges das Leben schwer machten und mit mehreren Aufständen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts für einen Machtwechsel kämpften. Ihr letzter Anführer war ein Mann, der von seinen Anhängern Bonnie Prince Charlie genannt wurde. Er war ein direkter Nachkomme des Stuart Königs James II, der 1688 durch eine vom Parlament angezettelte Revolution gestürzt wurde. 1745 führte Bonnie Prince Charlie (der eigentlich Charles Edward Stuart hieß) seine schottischen Truppen in einen Krieg gegen die Hannoveraner Armee. In der letzten Schlacht - der Schlacht von Culloden - wurden sie am 16. April 1746 von der königlichen Armee vernichtend geschlagen und Charles Edward Stuart flüchtete auf die schottische Insel Benbecula. Dort wurde er von Flora MacDonald, der Tochter des örtlichen Oberbefehlshabers, versteckt und wenig später– verkleidet als ihr Dienstmädchen – von der Insel geschleust. Über die Insel Skye gelangte er weiter nach Frankreich und von hier aus nach Rom, wo 1788 starb.

Flora MacDonald wurde nach ihrer Rettungsaktion von den königlichen Truppen verhaftet und in den Tower of London gebracht. Als sie im darauffolgenden Jahr begnadigt wurde, blieb sie vorerst in der Hauptstadt und avancierte zu einem Sternchen der Londoner High Society. Sogar Prince Frederick, Sohn des amtierenden Königs George II. soll sie hier besucht und Freundschaft mit ihr geschlossen haben.

Wenige Jahre später heiratete Flora den schottischen Kapitän Alan MacDonald, der demselben Clan entstammte wie sie und daher den gleichen Nachnamen trug. Gemeinsam zogen sie zurück auf die Insel Skye, wo sie über 20 Jahre lang lebten und eine 7-köpfige Kinderschar aufzogen. Als die MacDonalds aber in den 1770er Jahren von einer finanziellen Katastrophe in die nächste schlitterten, beschlossen sie ihr Glück in einer anderen Welt zu suchen: Amerika. Zusammen mit ihren Kindern und vielen anderen Schotten bestiegen sie 1774 ein Handelsschiff, dass sie über den Atlantik in die britischen Kolonien brachte, wo sie sich schließlich auf einer Farm in North Carolina niederliessen. Doch auch hier waren unruhige Zeiten angebrochen. Die Bevölkerung Nordamerikas war gespalten und der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg stand vor der Tür. Königstreu oder amerikanischer Patriot? Das war in diesen Tagen die entscheidende Frage.

Anders als damals, als Flora MacDonald den schottischen Rebellen Bonnie Prince Charlie gerettet hatte, standen sie und ihr Mann nun auf der Seite von George III. und schon bald zog Alan MacDonald mit einem schottischen Highland Regiment ins Feld, um für König und Vaterland zu kämpfen. Nach nur wenigen Tagen unterlagen sie ihren Gegnern. Alan MacDonald überlebte, wurde aber als Kriegsgefangener festgehalten. Wenig später tauschten die Rebellen ihn gegen einen anderen Gefangenen aus und MacDonald konnte als Befehlshaber der Royal Highland Emigrants in Kanada weiterkämpfen.

Unterdessen entschied Flora MacDonald sich schweren Herzens und nach nur fünf Jahren in ihrer neuen Heimat, zu einer Rückkehr nach Schottland. Nachdem der Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg beendet war kehrte auch ihr Mann zurück und die beiden konnten die letzten Jahre ihres Lebens gemeinsam auf der Insel Skye verbringen.