BREXIT - ein komisches Wort sorgt für Aufregung in Europa

06.03.2017 15:06

BREXIT – ein komisches Wort sorgt für Aufregung in Europa

Kerstin Dopatka

 

Bei Großbritannien denken die meisten Menschen erst einmal an das englische Königshaus, an London, Doppeldeckerbusse oder an Tee. Doch in den letzten Monaten taucht immer wieder ein anderes Wort auf, wenn über das Vereinigte Königreich gesprochen wird. Dieses Wort heißt BREXIT – ein komisches Wort, das im Augenblick für ganz schön viel Chaos in Europa sorgt.

Aber was bedeutet BREXIT eigentlich? Und was ist da drüben bei den Briten nur los?

BREXIT ist ein neu erfundenes Wort, dass sich aus zwei anderen Worten zusammensetzt. Diese zwei Worte sind BRitain (daher kommt das BR in BRexit) und EXIT (also das englische Wort für Ausgang oder Austritt). BREXIT heißt also „Austritt von Britain“ – und damit ist der Austritt des Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland (so heißt „Britain“ nämlich richtig) aus der Europäischen Union gemeint.

Die Europäische Union wird oft einfach EU genannt. Sie ist ein Zusammenschluss von 28 Ländern in Europa, die besonders eng mit einander verbunden sind. Sie haben gemeinsame Regeln und Gesetze und sie haben einen gemeinsamen Markt, auf dem sie Dinge aus ihrem Land verkaufen und aus anderen Ländern der Europäischen Union einkaufen können. Menschen, die in der EU leben, dürfen in jedem anderen Land der Gemeinschaft wohnen und arbeiten – woanders braucht man dafür eine besondere Erlaubnis, die oft sehr schwer zu bekommen ist. In den meisten Ländern der EU wird mit Euro und Cent gezahlt. Das Vereinigte Königreich hat diese Währung jedoch nie bei sich eingeführt. Man zahlt dort immer noch mit dem Pfund Sterling.

Deutschland war eines der Länder, die die Europäische Union gegründet haben. Das war 1952 und damals hieß das Ganze noch Europäische Gemeinschaft. Das Vereinigte Königreich kam 1973 dazu. In den letzten Jahren gab es aber immer mehr Menschen, die die EU gerne verlassen wollten. Wenn man sie fragte warum, sagten manche, dass es sie stört, dass nun so viele Menschen aus anderen Ländern in Großbritannien lebten. Andere fanden, dass die EU zu viele Gesetze und Regeln hat, die ihnen nicht gefallen. Sie wollten, dass die Briten ihre eigenen Gesetze machen können ohne sich dabei um andere Länder kümmern zu müssen.

Im letzten Juni gab es dann ein großes Referendum – also eine Art Wahl, in der die Briten abstimmen konnten, ob ihr Land die Europäische Union wirklich verlassen sollte oder nicht. Für viele Menschen war das eine ganz schön aufregende Zeit. Die Anhänger der EU hatten große Angst, dass sie die Rechte und Freiheiten, die ihnen die Gemeinschaft gebracht hat, verlieren könnten. Beide Seiten machten viel Werbung für ihre Ziele. Sie fuhren mit Bussen durch das Land, hängten überall Plakate mit ihren wichtigsten Botschaften auf und stritten sich im Fernsehen. Um die Bevölkerung auf ihre Seiten zu ziehen, haben einige Politiker dabei leider auch schon mal gelogen oder sich die eine oder andere Geschichte ausgedacht. Das größte Problem aber war, dass eigentlich niemand wusste, was genau passieren würde, wenn Britain die EU wirklich verlassen würde – denn das hatte bisher noch kein anderes Land getan.

Die Briten standen also vor vielen offenen Fragen ohne klare Antworten darauf zu bekommen. Dies machte es für viele Menschen sehr schwierig sich zu entscheiden. Sie hörten, wie die Gegner sagten, dass Großbritannien viel Geld an die EU zahlte und dass sie dieses Geld lieber für ihre Ärzte und Krankenhäuser ausgeben würden. Dann wieder hörten sie, wie EU Befürworter sagten, dass ihre Firmen und Geschäfte ohne den gemeinsamen Markt mit der EU viel weniger verkaufen und darum viel weniger Geld verdienen würden. Sie hörten wie EU Gegner sagten, dass es viel mehr Arbeitsplätze für Briten gäbe, wenn die Grenzen geschlossen und keine Menschen aus dem Ausland mehr hereingelassen würden. Und sie hörten, wie die EU Anhänger sagten, dass Großbritannien die Ausländer bräuchte, weil es selbst in vielen Regionen gar nicht genug Menschen für die offenen Jobs hätte.

Bis zur letzten Sekunde konnte niemand sagen, ob die Briten sich bei der Wahl für oder gegen ihre Mitgliedschaft entscheiden würden. Es war eine echte Zitterpartie, bei der auch die anderen Länder der Europäischen Union bis zur letzten Sekunde vor Spannung den Atem anhielten. Erst als alle Wahlzettel an dem Tag nach dem Referendum gezählt waren stand das Ergebnis fest: Die Briten hatten sich mit einer kleinen Mehrheit für den Austritt aus der EU entschieden. 52% - also etwas mehr als die Hälfte der Wählerinnnen und Wähler wollten die Gemeinschaft verlassen und freuten sich nun über ihren Sieg. 48% - also ein kleines bisschen weniger als die Hälfte, wollte bleiben. Für sie war das Ergebnis eine große Enttäuschung. Manche weinten, manche waren zornig und manche wollten ihren Kampf noch immer nicht aufgeben. Sie organisierten Demonstrationen, bei denen viele Tausend Menschen zusammenkamen, um zu zeigen, dass sie alle weiterhin in der europäischen Gemeinschaft bleiben wollten. Noch schwieriger war die Situation sogar in Schottland. Schottland gehört genau wie England, Wales und Nordirland zu dem Vereinigten Königreich. Doch während in England und Wales die meisten Menschen gegen die EU gestimmt hatten, hatten die meisten Schotten für die EU gestimmt. Nun, da es so aussah, als ob ihr Land die EU verlassen würde, sagten einige schottische Politiker, dass Schottland dann nicht mehr zu dem Vereinigten Königreich gehören wolle. Und auch in Nordirland kamen ähnliche Ideen auf.

Doch damit war das Chaos noch lange nicht zu Ende. Als nächstes gab der Premierminister David Cameron, der damals Chef der britischen Regierung war, bekannt, dass er nicht länger Chef sein wollte. David Cameron war selbst Anhänger der EU und hatte gehofft, dass die Briten sich für Europa entscheiden würden. Nun, da klar war, dass sein Land die EU verlassen sollte, trat er von seinem Posten zurück und übergab die Regierung drei Wochen später an eine Frau mit dem Namen Theresa May. Zum BREXIT sagte Theresa May gleich von Anfang an: „BREXIT heißt BREXIT“. Damit wollte sie klar machen, dass es nun keinen Weg mehr zurück gibt und dass der Austritt von Großbritannien aus der Europäischen Union ein für alle Mal fest steht - egal wieviel die Briten nun auch streiten oder demonstrieren würden.

In wenigen Wochen wird die britische Regierung nun nach Brüssel fahren (das ist die Hauptstadt der Europäischen Union) und den BREXIT ganz offiziell anmelden. Danach wird es noch mindestens 2 Jahre dauern, bis das Vereinigte Königreich die EU tatsächlich verlassen kann. In dieser Zeit soll geklärt werden, wie die beiden Seiten nach dem Austritt weiter miteinander umgehen werden. Das ist eine ganz schön schwere Aufgabe, denn im Augenblick gibt es Hunderte von Regeln und Vereinbarungen, die nun alle überdacht und neu geordnet werden müssen, damit die EU und das Vereinigte Königreich sich auf einem friedlichen Weg und als Freunde trennen können. Wie das genau geschehen wird, weiss im Augenblick allerdings noch niemand.